Zwischen Genie und Provokation
Wer war Falco?
Falco, mit bürgerlichem Namen Johann „Hans“ Hölzel, wurde am 19. Februar 1957 in Wien geboren und starb am 6. Februar 1998 in der Dominikanischen Republik. Er war Sänger, Musiker und Songwriter – und gilt als einer der erfolgreichsten Künstler des deutschen Sprachraums weltweit.
Mit seinem Megahit “Rock Me Amadeus” wurde Falco 1986 zur weltweiten Nummer 1 in den US-Charts – ein bis heute einzigartiger Erfolg für einen deutschsprachigen Song.
Musikalischer Stil: Pop, Rap, Rock – Falco war immer ein Hybrid
Falco war ein stilistischer Grenzgänger:
- New Wave und Synthpop prägten seine Musik der 1980er.
- Er experimentierte mit Rap, noch bevor Hip-Hop in Europa angekommen war („Der Kommissar“, 1981).
- Gleichzeitig war er ein klassisch ausgebildeter Musiker am Kontrabass – geschult, diszipliniert, aber rebellisch im Herzen.
Markenzeichen:
- Halbsprechender Sprechgesang (Vorform des Deutschrap)
- Ironische, oft provokante Texte
- Luxuriöses wie dekadentes Image
Karriere-Highlights
1. Der Kommissar (1981)
Erste Single – und gleich ein Hit. Sozialkritischer Text über Drogenkonsum, Polizeistaat und Jugendkultur. Wurde in vielen Ländern ein Top-10-Erfolg und in den USA von After the Fire auf Englisch gecovert.
2. Rock Me Amadeus (1985/1986)
Der Durchbruch schlechthin: Hommage an Mozart mit Synthesizer, Rap und Falcos dekadenter Aura.
- Platz 1 der Billboard Hot 100 in den USA
- Einziger deutschsprachiger Song, der je diesen Rang erreichte
- Ein popkultureller Meilenstein
3. Jeanny (1985)
Provokant und umstritten: Erzählung aus Sicht eines mutmaßlichen Täters – vielfach als frauenverachtend kritisiert, gleichzeitig künstlerisch gefeiert. Wurde teilweise von Radios boykottiert. Trotzdem millionenfach verkauft.
Falco als Kunstfigur
Falco war nie „nur Musiker“ – er war Selbstdarsteller, Performancekünstler, Provokateur und Ironiker:
- Kleidung: Maßanzüge, Sonnenbrille, Slick-Back-Haarschnitt – ein Stil zwischen Mafia und Pop-Art.
- Sprachlich pendelte er zwischen Hochdeutsch, Wienerisch, Englisch und Kunstsprache.
- Er war eine Kunstfigur, die bewusst zwischen Arroganz, Dekadenz und Sensibilität changierte.
Einfluss & Vermächtnis
Einfluss auf Deutschrap & Pop
Falco gilt heute als Wegbereiter des deutschen Sprechgesangs:
- Vorbild für Künstler wie Deichkind, Cro, Fettes Brot, RAF Camora und Yung Hurn.
- Vorwegnahme von Deutschrap-typischen Inhalten: Drogen, Großstadt, Eitelkeit, Luxus – aber immer mit Augenzwinkern.
Internationaler Kultstatus
- Über 20 Millionen verkaufte Tonträger weltweit
- In Österreich und Deutschland eine Legende, in den USA ein One-Hit-Wonder mit Kultstatus
- Biopic “Falco – Verdammt, wir leben noch!” (2008) und zahlreiche Dokus würdigten sein Leben
Persönliches Leben und früher Tod
- Falco kämpfte zeitweise mit Alkohol- und Kokainproblemen.
- Der Erfolg setzte ihm zu, besonders in den 90ern fiel es ihm schwer, an frühere Erfolge anzuknüpfen.
- Er lebte zuletzt zurückgezogen in der Dominikanischen Republik.
- 1998 stirbt er bei einem Autounfall, offiziell an den Folgen eines Zusammenpralls – Spuren von Alkohol und Kokain im Blut.
Warum Falco heute noch relevant ist
- Er war Vorläufer von Popstars, die sich als Kunstfigur inszenieren (siehe Lady Gaga, Yung Hurn, Bilderbuch).
- Er überwand Sprachgrenzen – international erfolgreich mit deutscher Sprache.
- Sein Sound ist zeitlos: Noch immer laufen „Vienna Calling“, „Der Kommissar“ oder „Jeanny“ in Clubs und auf Festivals.
Fazit: Der letzte Dandy – und der erste deutsche Pop-Rebell
Falco war viel mehr als ein One-Hit-Wonder. Er war ein intellektueller Popstar, ein ironischer Narzisst, ein Wiener Exzentriker mit Weltambitionen.
Er brachte Kunst, Gesellschaftskritik und Hedonismus in Einklang – lange bevor es zur Pop-Norm wurde.
Bildquelle: dpa